Bilderserie:
Die Gerhardtsche Badebrücke in den Eismassen der Fulda, 1940
Die Gerhardtsche Badebrücke vom
aueseitigen Fuldaufer aus gesehen, um 1900
(Bachmann,
S. 21)
Die Badebrücke gehörte zu einer traditionsreichen
Badeanstalt, die schon 1829/30 auf dem östlichen Fuldaufer eingerichtet
worden war: Gründer angeblich war Jérôme François
Labassé, aus dem Engadin stammend, der in der Kasseler Unterneustadt
eine Konditorei betrieb. 1839 (oder 1844?) kaufte Jean Baptiste Collet das
Unternehmen; nach dessen plötzlichem Tod 1891 erwarb ein Jahr später
der 22jährige August Gerhardt die Badeanstalt und vergrößerte
sie. Nach der Saison 1896 schaffte er den bisherigen Bootsverkehr zum Aueufer
ab und ersetzte ihn 1897 durch eine Fußgängerbrücke aus Holz,
die (zusammen mit den Kabinenbauten und den Stegen) in jedem Frühjahr auf-
und im Herbst wieder abgebaut wurde. Gerhardt starb 1934.
Lageplan der Badeanstalten an der Fulda
(Bachmann,
S. 32)
Im Frühjahr 1938 ersetzten Pioniere
der Mündener Garnison die alte Badebrücke durch eine neue
Konstruktion, die fortan auch im Winter stehenblieb. Die neue Brücke war
mit 3m doppelt so breit wie die alte, mit einem asphaltierten Holzbelag
versehen und ruhte auf zahlreichen, 12m langen Pfählen. Diese waren bei
einer durchschnittlichen Wasserhöhe von 4m weitere 4m in das
Flußbett gerammt, so daß die Durchfahrtshöhe ebenfalls 4m
betrug. Damit erreichte die Brücke zugleich die Höhe des Auedammes,
an den sie nun ohne Treppenstufen direkt anschloß. Die Spannweite in der
Mitte der Brücke betrug etwa 20m, die Pfahlkonstruktion sollte
außerdem durch davorgesetzte Dalben und Eisbrecher geschützt und bei
jedem Hochwasser benutzbar sein.
Ansicht der Pionierbrücke 1938, vom
westlichen Ufer der Fulda aus gesehen
(Kasseler Post vom 28.5.1938)
Die Brücke während einer Regatta;
im Hintergrund das Städtische
Flußbad
(Wagner,
S. 135)
An der Stelle des Städtischen
Flußbades befindet sich heute das Freibad am Auedamm; die Badebrücke
befand sich ungefähr dort, wo sich am östlichen Fuldaufer noch heute
der Verbindungsweg zwischen der Arndtstraße und dem Uferweg befindet.
Blick vom Regierungs- und Justizpalast auf
die Fulda,
in der Bildmitte die Drahtbrücke
Die folgende Serie von 5 Photographien ist
ein einzigartiges und bislang unveröffentlichtes Dokument der
Stadtgeschichte:
Bereits im Februar 1940 zerstörten
Eismassen die neue Brücke und trieben sie auf der Fulda flußabwärts;
die Drahtbrücke wurde dabei beschädigt. Die Bilder sind (wie das
vorhergehende) von der Flakstellung auf dem Regierungs- und Justizpalast aus
aufgenommen.
Kurz darauf zerstörte ein Hochwasser
die Drahtbrücke völlig, die bis Ende November 1941 um 1m verbreitert
und außerdem höher gelegt wurde; die Pylone (Pfeiler) mußten
dazu vollständig erneuert werden.
(Zum
Vergrößern der Photographien mit der Maus auf die Bilder klicken. In
dem neuen Fenster erscheint beim Berühren der Bilder mit der Maus in der
unteren rechten Ecke ein Quadrat; durch Klicken auf dieses Quadrat können
die Bilder weiter vergrößert bzw. wieder verkleinert werden.)
Blick in nördlicher Richtung auf die
Unterneustadt
Im Vordergrund links das Kanzleigebäude am Renthof
(1580 vollendet), im Hintergrund die Fuldabrücke (1909/10), auf der
Unterneustädter Seite das Kastell (um 1686; ehem. Jägerhaus, heute
dort das Haus der Jugend).
Literatur:
Bachmann,
Vera: Kasseler Badelust. Badekultur am Fuldastrand und eine Reise in die
Geschichte Kasseler Volksbäder, Kassel 1995.
Danziger,
Joachim: Kasseler Brücken, Kassel 1962, Typoskript im Stadtarchiv
Kassel, III E d / 14.
Hermsdorff,
Wolfgang: Ein Blick zurück (104; fälschlich: Blick in die Zeit), HN
vom 9.5.1964.
Pioniere schlagen eine Brücke. An der Gerhardtschen Badeanstalt
ersteht ein neuer Uebergang über die Fulda, Kurhessische Landeszeitung
vom 18.5.1938.
So bauten die Pioniere. Kassel um eine Brücke bereichert,
Kasseler Post vom 28.5.1938.
Wagner,
Hans-Theo: Der Auedamm – Randgebiet unserer Region an der Fulda, in:
Kassels Südstadt. Historische Entwicklung der südlichen Vorstadt, hg.
von Heinz Körner, Kassel 1990, S. 134-143.