Das Palais Reichenbach:

Die letzten größeren Reste des Kasseler Residenzpalais
werden im Sommer 2006 abgebrochen,

oder:

Quod non fecerunt ignes, fecerunt investores.

 

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Entwurf für den Umbau des Palais Gohr zum Palais Reichenbach;

Johann Conrad Bromeis um 1821

(Holtmeyer, Tafel 295,1)

 

 

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Blick vom Königsplatz, um 1910;

links das ehem. kurhessische Staatsministerium

(Holtmeyer, Tafel 258,1, Ausschnitt)

 

 

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Blick vom Friedrichsplatz, um 1910;

rechts das Weiße Palais

(Holtmeyer, Tafel 264, Ausschnitt)

 

 

Geschichte:

 

Bis zum Juli 2006 war zwischen Oberer Königsstraße und Unterer Karlsstraße eine geschichtliche und architektonische Kostbarkeit der Kasseler Innenstadt erhalten: Trotz aller Zerstörungen während und nach dem Zweiten Weltkrieg standen hier die letzten größeren Teile des kurfürstlichen Residenzpalais, die letzten Zeugnisse dafür, daß Kassel einst hessische Hauptstadt war.

Der gesamte Komplex des Residenzpalais, der seit 1816 ausgebaut und erweitert wurde, bestand aus mehreren Bauten: Am Friedrichsplatz Weißes und Rotes Palais, die bereits um 1954 bis auf den Portikus des Roten Palais abgebrochen worden sind; angrenzend in der Unteren Karlsstraße ein Nebengebäude, sowie in der Oberen Königsstraße ein Palais von ca. 1770; dieses war um 1821 von Kurfürst Wilhelm II. erworben und nach umfangreichen Veränderungen seiner Geliebten, der Gräfin Reichenbach, zur Verfügung gestellt worden. Um dieses Palais handelt es sich nun. 

 

 

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Stadtplan von 1781 (Ausschnitt):

Zwischen Friedrichsplatz und Königsplatz liegen das Palais der hessischen Landstände (27),

das Gohrsche Haus und das Palais der Landgrafen von Hessen-Rotenburg (30)

(Holtmeyer, Tafel 15)

 

 

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Stadtplan um 1860 (Ausschnitt):

Weißes und Rotes Palais, Kleines Palais (ehem. Palais Reichenbach)
und das Nebengebäude an der Unteren Carlsstraße sind als Residenzpalais zusammengefaßt,
in Richtung zum Königsplatz grenzt das Ministerium an

 

 

Die Gräfin gehört zu den umstrittensten Personen der kurhessischen Geschichte, ähnlich wie Lola Montez in Bayern. Der Hof war in Anhänger der Kurfürstin und der Gräfin gespalten, die Bevölkerung stand auf Seiten der Kurfürstin; Proteste gegen die Gräfin fanden vor ihrem Palais in der Königsstraße statt, das politische Klima wurde mehr und mehr vergiftet; Höhepunkte waren die Unterstellung, die Gräfin habe versuchen lassen, den Kurprinzen zu vergiften – in Wahrheit lediglich der Selbstmord eines Lakaien –, die zeitweise Verbannung des Kurprinzen nach Marburg, sowie Drohbriefe gegen den Kurfürsten und die Gräfin, worüber selbst eine Pariser Zeitung berichtete. Wilhelm II. war zwar um ein gutes Einvernehmen mit der Bevölkerung bemüht, und so wurde 1830/31 auch die fortschrittlichste Verfassung verabschiedet, die es damals in einem deutschen Staat gab. Doch wegen der starken Ablehnung der Gräfin Reichenbach im Volk, wegen dieser Einmischung in sein Privatleben und den Folgen für die Politik zog sich der Kurfürst 1831 mit ihr resigniert nach Hanau zurück; der dramatische Stoff würde sich gewiß für ein Drehbuch eignen: Sieg der Liebe über die Staatsraison. Deutlich wird hier aber vor allem der Einfluß, den das Volk inzwischen gewonnen hatte - daß ein Regieren gegen die Stimmung des Volkes nur noch schwer möglich war.

Nach seiner faktischen Abdankung setzte Wilhelm II. seinen Sohn Friedrich Wilhelm als Mitregenten ein; das Palais Reichenbach wurde Wohnsitz von dessen Ehefrau Gertrud, Gräfin von Schaumburg und Fürstin von Hanau; die Bezeichnung lautete nun „Kleines Palais“ (ab 1843), oder auch „Palais Hanau“. In Stadtplänen jener Zeit wird der gesamte Gebäudekomplex als Residenzpalais bezeichnet, im Inneren waren alle Gebäude miteinander verbunden. 

 

 

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Luftbild, 1929:

vorne Weißes und Rotes Palais, dahinter Palais Reichenbach (mit hellem Seitenflügel)
und die Nebengebäude an der Unteren Karlsstraße (ebenfalls mit hellem Seitenflügel)

(Brier / Dettmar, S. 176/177)

 

 

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Luftbild:

im Vordergrund die Untere Karlsstraße, links oben das Weiße Palais, daneben das Palais Reichenbach

(Brier / Dettmar, S. 164)

 

 

Nach der Annexion durch Preußen 1866 wurde das Kleine Palais zunächst funktionslos, und 1870 mauerte man die Verbindungstüren zum Weißen Palais zu. 1881 wurde es schließlich verkauft und dort das Palais-Restaurant eingerichtet; Seidentapeten, Stuckdecken und Dekorationsmalereien erinnerten an die fürstliche Vergangenheit. 1912 erfolgte nochmals ein Umbau zur Gaststätte Zum Hackerbräu; vermutlich in diesem Zusammenhang wurde auch die Fassade verändert. Die beiden großen Hackerbräu-Säle wurden allerdings 1923 wieder aufgegeben und anderweitig vermietet, das Restaurant nur noch bis zum Ablauf des Pachtvertrags weiterbetrieben. In das Erdgeschoß und das Obergeschoß der Nebengebäude zog dann die Billard-Akademie ein, in das 2. Obergeschoß das Herkulesbräu.

Beim Luftangriff am 8. Sept. 1941 wurde neben Museum Fridericianum und Rotem Palais auch das ehem. Palais Reichenbach getroffen und brannte aus. Der Wiederaufbau nach 1945 bezog die erhaltenen Reste ein und lehnte sich an die frühere Situation an.

 

 

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Stadtplan von 1877 (Ausschnitt):

Das Kleine Palais ist inzwischen aus dem Gesamtkomplex des Residenzpalais herausgelöst.

 

Der nördliche Teil des Seitenflügels gehörte ursprünglich zum Palais Hessen-Rotenburg; dieses Gebäude an der Stelle der heutigen Commerzbank diente im Kurfürstentum als Regierungssitz: Hier waren die Ministerien untergebracht, von hier aus wurde Hessen regiert. Auch in preußischer Zeit blieb es Regierungspräsidium, bis 1881 der Neubau an der Fulda vollendet war.

 

 

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Blick vom Weißen Palais in den Hof des Palais Reichenbach nach dem Brand von 8.9.1941;

links das Treppenhaus, im Hintergrund der Seitenflügel

(Stadtmuseum Kassel)

 

 

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Der Wiederaufbau, 1948/49

(Stadtmuseum Kassel)

 

Im Hintergrund ist das halbrunde Treppenhaus mit den inneren Bogenstellungen zu sehen, sowie eine angrenzende Fensterachse; auf dem oberen Bild links die Brandmauer des Commerzbankgebäudes, daneben die nördliche Außenmauer des ehem. Seitenflügels des Palais Hessen-Rotenburg, des späteren kurhessischen Staatsministeriums. Die Stützen und der Stahlträger an der Königsstraße stammen vom letzten Umbau vor dem Zweiten Weltkrieg. Unter Beibehaltung der verwendbaren Reste entstand an der Königsstraße ein eingeschossiger Notbau für die Läden, welche schon vor der Zerstörung hier ansässig waren. Im Hof sind auf der oberen Aufnahme provisorische Bauten zu sehen, die das wiedereröffnete Herkulesbräu aufnahmen (Hotel und Gaststätte); sie bezogen vielleicht noch Reste der Billard-Akademie aus der Vorkriegszeit ein.  In einem nächsten Bauabschnitt erfolgte der Aufbau von 3 Obergeschossen.

 

 

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Der erste Notbau, im Sommer 1949

(Klaube, S. 14)

 

 

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Das Gebäude nach dem Wiederaufbau:

eine klassische Putzfassade der frühen 50er-Jahre,

mit großer Fensterfront im 1. OG und kleinen Austritten im 2. OG

(Stadtmuseum Kassel)

 

 

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Luftbild der Innenstadt, Anfang 1955:

In dem geringen Baubestand jener Zeit fallen die Treppenstraße und die angrenzende Bebauung der Königs­straße bis zum Königsplatz auf; im Hof des ehem. Palais Reichenbach erkennt man die pro­vi­so­ri­schen Hotelbauten des Herkulesbräus. Später entstand hier die Königspassage mit dem Royal-Kino.

(Klaube, S. 119)

 

 

Die Rückseite des zerstörten Hauptgebäudes war nach den alten Vorgaben wiederaufgebaut worden, das halbrunde Treppenhaus und das 1. Obergeschoß des Seitenflügels blieben äußerlich unverändert erhalten; hinter den Rundbogenfenstern im Seitenflügel hatte sich ursprünglich der große Festsaal befunden – bis zum Abbruch 2006 der letzte erhal­tene Bau des bedeutenden Hofarchitekten Bromeis im Gebiet der Innenstadt.

Das Hauptgebäude mit seiner schlichten, eleganten Fassade war das größte und repräsentativste Beispiel für die Architektur der frühen Wiederaufbauphase. In der Oberen Königs­straße zählen hierzu außerdem das Haus Nr. 9, das Ensemble von Nr. 21 (Engel-Apotheke), 10 und 12, sowie die Häuser Nr. 26 und 45a; Nr. 10 und 26 sind allerdings inzwischen leider mit Platten verkleidet – eine Maßnahme, die um 1980 auch am Haus Obere Königsstraße 30 erfolgte, die aber leicht reversibel gewesen wäre.

Besonders sehenswert war auch das Innere des Haupttreppenhauses – bis zum Abbruch die repräsen­ta­tiv­ste Privathaustreppe der ganzen Königsstraße und eine bemerkenswerte Schöpfung der Wieder­auf­bau­zeit in Anlehnung an das historische Vorbild, wobei auch die historischen Bogenstellungen ein­bezogen waren. 

So wurden im Jahre 2006 nicht nur die letzten größeren Reste des kurfürstlichen Residenzpalais abgebrochen, sondern auch ein bedeutendes Beispiel für die hohe Qualität der frühen Wieder­aufbau­phase Kassels. Dies ist umso bedauerlicher, da Kassel sich zwar rühmt, eine Stadt der 50er Jahre zu sein, tatsächlich aber arm an größeren Wohn- und Geschäftshäusern jener Zeit ist: Die meisten Bauten stehen entweder noch in der Tradition nationalsozialistischen Siedlungsbaus (Altstadt) oder entstammen jüngeren Stil­phasen, so daß das Erscheinungsbild der Innenstadt weitgehend von den 60er Jahren und noch jüngeren Bauten geprägt ist.

In einer Liste der Baudenkmäler, die am 28.12.1988 in der HNA durch das Amt für Bauordnung und Denkmalpflege veröffentlicht wurde, war das gesamte Gebäude Königsstraße 30 als Kulturdenkmal aufgeführt. Diese Liste bildete einen vorläufigen Ersatz für die fehlenden Bände der Denkmaltopographie und ergänzte den bereits veröffentlichten 1. Band, in dem das Gebäude noch nicht enthalten war.

 

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Blick aus der Straße Hinter dem Museum auf die Gebäude, 2003:

Man erkennt das halbrunde Treppenhaus und das Obergeschoß des Seitenflügels

 

 

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Blick aus der ehem. Gerhard-Hauptmann-Schule (Dock 4), 2003

 

 

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Blick aus der Königspassage auf das Obergeschoß des Seitenflügels, 2003

 

 

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Blick aus der Königspassage auf das Obergeschoß des Seitenflügels, 2003

 

 

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Blick aus dem Treppenhaus auf den Seitenflügel, 2003

 

Die Gliederung aus Rundbogenfenstern mit einfachen Umrahmungen, Kämpfergesims und Archivolten war charakteristisch für den Kasseler Klassizismus; in der Innenstadt war der Seitenflügel des Palais Reichenbach das letzte Beispiel dafür.

 

 

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Innentür im Treppenhaus, 2003

 

 

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Aufgang zum 1. Obergeschoß, 2003

 

 

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Aufgang zum 2. Obergeschoß, 2003

 

 

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Blick vom 2. Zwischenpodest, 2003

 

 

 

Der Abbruch

 

Anfang 2003 wurden Absichten des Düsseldorfer Investors BTV Development bekannt, an der Stelle der Königspassage einen Neubau zu errichten. Die Planungen wurden (anscheinend nach einem Wettbewerb) durch das Architekturbüro Bieling & Bieling in Kassel erstellt.

Überlegungen, zumindest Seitenflügel und Treppenhaus in den Galerie-artigen Neubau zu integrieren, hat es anscheinend zu keiner Zeit gegeben. Dabei hätte hier die Möglichkeit bestanden, sich durch eine historische Atmosphäre des großen Lichthofes von den anderen, sehr ähnlichen Einkaufsgalerien wohltuend abzusetzen und dies auch werbewirksam zu nutzen. (Man denke an die Kurfürstengalerie, die sich auf das nahe Kurfürstengrab am Altstädter Friedhof bezieht und kürzlich öffentlichkeitswirksam die Rekonstruktion eines Denkmals für Kurfürst Wilhelm I. in der großen Halle aufstellen ließ.) - Ein Brief des Arbeitskreises für Denkmalschutz und Stadtgestalt an den Investor, in dem auf diese Chance hingewiesen wurde, blieb ebenso unbeantwortet, wie ein weiteres Schreiben an das Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Marburg (beide datiert vom 12.7.2003).

Aus den wenigen Zeitungsmeldungen kann bislang nur folgender Ablauf rekonstruiert werden:

Der Investor stellte eine Bauvoranfrage bei der Stadt Kassel, ob das Gebäude abgebrochen werden kann. Diese Anfrage wurde routinemäßig an die Untere Denkmalschutzbehörde weitergeleitet. Die Antwort lautete auf Freigabe: „Es handele sich eindeutig um an den Originalen orientierte Bauten der Fünfziger­jahre (also Kopien!), die nicht als Denkmale eingestuft seien. Die Denkmalschutzbehörde habe aus diesen Gründen keinerlei Einwände gegen einen Abriss im Rahmen der Neugestaltung des Komplexes erhoben“ (Aussage des damaligen Stadtbaurates Bernd Streitberger, HNA vom 10.9.2003).

Im September befaßte sich dann nachträglich der Denkmalbeirat der Stadt Kassel mit dem Palais Reichenbach, der an dieser wichtigen Entscheidung nicht beteiligt worden war; er verabschiedete einstimmig eine Resolution, in welcher der Erhalt der baulichen Reste des Palais Reichenbach gefordert wurde. Die Resolution wurde per Beschluß an die Presse gegeben, was bemerkenswert genug ist – aus diesem Grund darf auch daraus zitiert werden:

„Der Denkmalbeirat der Stadt Kassel ist erschüttert, dass bei der Neubauplanung des Kaufhauses an der Oberen Königsstraße 30 die baulichen Reste des ehemaligen Palais Reichenbach in keiner Weise Berücksichtigung finden [...]. Eine für den Investoren- und Architektenwettbewerb bereits im Voraus ohne Anhörung des Denkmalbeirats ausgesprochene Zusicherung einer Abbruchgenehmigung durch die Stadt Kassel führt jegliches Bemühen um die Sicherung bedeutender Zeugnisse der Stadt- und Stadtbaugeschichte ad absurdum.

Dem Denkmalbeirat ist mit dieser sich wiederholenden Verfahrensweise die Arbeitsgrundlage entzogen.

In Ausübung des vom Magistrat der Stadt Kassel legitimierten Auftrags fordert der Denkmalbeirat den Magistrat der Stadt Kassel auf:

Die Ausloberverfahren und planerischen Festsetzungen vor Planungsbeginn mit dem Denkmalbeirat abzustimmen und keine vorhergehenden Abstimmungen und Zusagen ohne dessen Zustimmung an bestimmte Architekten- oder Investorengruppen zu erteilen.

Der Denkmalbeirat empfiehlt als beratendes Gremium der Unteren Denkmalschutzbehörde:

1        Einspruch gegen die Abbruchgenehmigung zu erheben bzw. die Abbruchgenehmigung nicht zu erteilen.

2        Einforderung einer baulichen Lösung unter Einbeziehung der Reste des ehemaligen Palais Reichenbach [...].

3        Überprüfung der gesamten Höhenentwicklung der Fassade zur Oberen Königsstraße [...].“

Einen weiteren Versuch zur Rettung des Gebäudes unternahm Ende 2003 der Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde, indem er sich an das Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden wandte, unter Berufung auf die 1988 öffentlich bekanntgegebene Denkmaleigenschaft (Schreiben vom 30.11.2003); Grundlage bildeten zwei Artikel im Erlaß zur Durchführung des Denkmalschutzgesetzes vom 5. September 1986, Erlaß vom 21. Mai 1996:

Abs. 4: Gegebenenfalls bitte ich, das Landesamt für Denkmalpflege rechtzeitig einzuschalten, damit in Zweifelsfällen die Kulturdenkmaleigenschaft eines Objektes rechtzeitig beurteilt werden kann. (Dies wäre angesichts der Aufnahme in die Liste der Kulturdenkmäler 1988 und angesichts der augenscheinlich historischen Architekturteile des Seitenflügels geboten gewesen.)

Abs. 5: Die untere Denkmalschutzbehörde gibt daher dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen von allen auf Grund des Denkmalschutzgesetzes beabsichtigten Entscheidungen Kenntnis und muß das ausdrückliche Einvernehmen des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen einholen. Dies gilt insbesondere für Genehmigungen nach §16 HdSchG [...]. (Es wurde seitens der Stadt die Abbruch­genehmigung für ein eingetragenes Kulturdenkmal zugesagt, offenkundig ohne Rücksprache mit dem LafDH.)

Eine Antwort erfolgte nicht.

 

Anfang 2005 wurde der Bauantrag einschließlich der Abbruchgenehmigung gestellt und positiv beschie­den. Der verantwortliche Architekt, Prof. Thomas Bieling, hatte eine Einbeziehung der historischen Teile in seinen Entwurf ab­gelehnt.

 

Das Areal einschließlich der fertigen Planungen ist zur Zeit des Abbruchs vom Düsseldorfer Investor bereits an den Hamburger Endinvestor DIFA (Deutsche Immobilienfonds AG) weiter­veräußert.

 

 

Beim Abbruch war ein letztes Mal die Baugeschichte des Areals zu erkennen:

Photographien des Abbruchs

 

 

 

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Entwurf des Neubaus

(Bieling & Bieling / Development Partner AG)

 

Auf der Internetseite des planenden Investors heißt es dazu: „Den neuen Mietern stellt die DEVELOPMENT PARTNER AG moderne und großzügige Büro- und Einzelhandelsflächen in einem architektonisch hochwertigen und auf den Standort bezogenen Geschäftshaus zur Verfügung. Für die Kasseler Innenstadt bedeutet die Realisierung dieses Vorhabens eine klare Aufwertung des Stadtbildes an der Oberen Königstraße. “

Die Fertigstellung erfolgte Ende 2007.

 

 

Bildnachweis und Literatur:

Bildlingmaier, Rolf: Das Residenzpalais in Kassel, hg. von Friedl Brunckhorst (Studien zum Kulturerbe in Hessen 1), Regensburg 2000.

Brier, Helmut / Werner Dettmar: Kassel. Veränderungen einer Stadt I,  Fuldabrück 1986.

Holtmeyer, Alois: Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel, Bd. VI, Kreis Cassel-Stadt, 5 Bde., Marburg 1923.

Hermsdorff, Wolfgang: Vom Palais zum bürgerlichen Lokal (Ein Blick zurück 528), HN vom 24.2.1973.

Klaube, Frank-Roland: Kassel lebt. Neubeginn aus Trümmern, Gudensberg-Gleichen 1990.

 

Wichtige Zeitungsartikel:

Amtliche Bekanntmachungen der Stadt Kassel. Durchführung des Denkmalschutzgesetzes, Teil 1, HNA vom 28.12.1988.

Neubau rückt näher, HNA vom 27.6.2003.

Abriss scheint unvermeidbar, HNA vom 10.9.2003.

Denkmalbeirat fordert Erhalt der Palais-Reste, HNA vom 24.9.2003.

Geschäftshaus ist bald weg / Hintergrund, HNA vom 4.9.2006.

 

 

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